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Orgel und Gottesdienst: Meinung eines Pfarrers

Orgel und Gottesdienst - Gedanken und Beobachtungen eines Gemeindepfarrers (tn):

Nach den asketischen Selbstbeschränkungen der Reformation reformierter Prägung und den ausufernden Musikdarbietungen in Romantik und Liberalismus bemühen sich auch die reformierten Kirchen immer mehr, den Gottesdienst so zu gestalten, dass er (fast) alle Sinne anspricht - allenfalls der Weihrauch ist noch nicht wiederentdeckt - (aber vgl. "Palmström"s "Geruchsorgel" (S.15 im .pdf) bei Chr.Morgenstern!).

Dabei fällt der Orgel als dem vielfältigsten und nach seinen Möglichkeiten "sinnlichsten" aller Musikinstrumente eine zentrale - auch gefährliche - Rolle zu; bei Abdankungen (Beerdigungen) wird dem Pfarrer / der Pfarrerin das immer wieder markant vor Augen geführt.

Die Musik soll - wie alles im Gottesdienst - "dienen":
- dem vielfältigen Lobe Gottes,
- der Einkehr und Besinnung,
- der Verständlichkeit und dem "Zum Ziel Kommen" der Frohen Botschaft (der Engelchöre in Lk 2),
- der Tröstung und "Auferbauung" der Gemeinde (d.h., dass der/die Einzelne in seinem/ihrem Leben Freude und Sinn entdeckt und vermitteln kann).

Das bedeutet, dass die Musik

- sich nicht konzertmässig-solistisch vordrängen und breitmachen soll (überlange Vor-, Zwischen- und Nachspiele),

- vielmehr soll sie pädagogisch-einfühlsam den Gemeindegesang einleiten, begleiten (Mitsingen der Organistenperson wirkt Wunder, was Tonlage, Tempo und Atempausen angeht!), und sie soll den Gottesdienst-Charakter (Thema) erklärend vertiefen.

Das wiederum setzt voraus, dass

- Pfarr- und Organistenperson rechtzeitig und hörbereit zusammenwirken, etwa indem

- die Lieder und Texte des Gottesdienstes so frühzeitig mitgeteilt werden, dass die Organistenperson sich entsprechend vorbereiten, innerlich beteiligen und sogar Vorschläge machen kann,

- im Gottesdienst genügend Zeit und Musse für Kirchenmusik - nicht nur unmässig viele Lieder! - eingeräumt werden, auch durch (liebevolle) Erziehung der Gemeinde dazu, das Eingangsspiel zur stillen(!) Einstimmung zu nutzen und das Nachspiel im Sitzen anzuhören, weil es zum Ganzen des Gottesdienstes gehört und wieder in den Alltag hinausbegleiten will - aber nicht das Kollektenklimpern, Plaudern und Füssescharren der aufbrechenden Gemeinde übertönen,

- die Pfarrerperson sich soweit mit Kirchenmusik beschäftigt, dass sie für die Organistenperson überhaupt eine ernstzunehmende Gesprächspartnerin / Gesprächstpartner darstellen (schliesslich verlangen sie auch, dass die Organistenperson die Predigt
anhört),

- die Organistenperson wiederum sich soweit mit Bibel, Gesangbuch, Theologie und Liturgik (Kirchenjahr!) befasst, dass sie für die Pfarrerperson verständige und anregende Gesprächspartnerin sein kann.

Erst recht gilt dies alles bei der Aufführung grösserer kirchenmusikalischer Werke im Gottesdienst (z.B. Kantaten, die ja zu diesem Zweck komponiert wurden, heute aber in Form und Inhalt für die meisten Gemeindeglieder sehr ungewohnt und "zu anspruchsvoll" sind; aber auch grosser Orgelwerke):

Da braucht es besonders sorgsame und langfristige Planung - von beiden Seiten -, damit die Gemeinde die "Botschaft" des Musikwerkes aufnehmen kann; der Gewinn ist dann für alle auch besonders gross, denn Texte und Musik, Vertrautes und Fremdartiges erklären sich gegenseitig.

(Eine erprobte Weise, den "Heutigen" Orgelmusik im Dialog mit biblischen und liturgischen Texten wieder nahezubringen - und gleichzeitig Raum für Stille zu schaffen, ist die "Orgelvesper", von der auf der "Startseite" die Rede ist).



Mancher Gottesdienst wird durch die wort-lose Verkündigung der Musik zum fruchtbaren Gottesdienst, trotz Predigt - (auch das sollte die Pfarrerperson nicht vergessen);

- wie auch mancher Gottesdienst trotz schönster Predigt eine ungute Stimmung hinterlässt, weil das Orgelspiel lieblos, schlecht vorbereitet, zu gehetzt, zu ausufernd, gar "eitel"
war.

Fazit: Es geht darum, den Gottesdienst als dem Gotteslob und der Weitergabe des Evangeliums dienendes "Gesamtkunstwerk" zu konzipieren und möglichst zu verwirklichen.




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