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Komturei / Amtshaus / Seminar aus dem 14. / 15. Jahrhundert, westlich (links) neben der Kirche.

Auf dem neuen Dorffriedhof, 100 m nordöstlich der Kirche, liegt die Familiengrabstelle "Jung", wo auch der Tiefenpsychologe C.G.Jung begraben ist.

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Blick von Nordosten auf Jürgehus und Kirche. (Aus dem Web: Kanti-Küsnacht)

Das Jürgehus (erst 1960 nach dem Kauf durch die Kirchgemeinde nach dem Patron der Kirche, St. Georg, benannt) gehörte zuletzt einem Metzgermeister. Von 1529 bis 1831 war es Schulhaus, 1778 wurde es bei der grossen Überschwemmung zerstört und danach neu aufgebaut. Bei Renovation und Umbau 1967 stiess man auf Mauer- und Gebein-Reste, die auf eine frühere Friedhofskapelle mit Beinhaus hindeuten.

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Zehntentrotte an der Zehntenhaab, ca. 500 m südwestlich von der Kirche. Diese älteste erhaltene Trotte (Sammel- und Kelterplatz der Weinabgaben) im Kanton Zürich wurde 1290 erstmals erwähnt, um 1335/36 weitgehend neu gebaut und 1409 vom Zisterzienserkloster Kappel am Albis an die Johanniterkommende Küsnacht verkauft, die dort ihre Abgaben für sich und das Kloster Engelberg sammelte. Für den Amtmann dieses innerschweizer Benediktinerklosters wurde östlich neben der Trotte das repräsentative "Engelberger Amtshaus" gebaut.

Die dazu gehörige Zehntenhaab war lange Zeit der einzige Anlege- und Umschlagplatz der Gegend.

An der seeseitigen Front wurden 1932 zufällig spätgotische Fresken entdeckt und freigelegt, die wohl von 1409 (Komtur Johannes Staler) bis ca. 1480 entstanden sind. Die religöse Thematik (vgl. die folgenden Bilder) ist an einem Profanbau sehr ungewöhnlich.

Von links nach rechts, von Adels- und Komturwappen eingefasst, sind die Taufe Jesu, St. Martin mit dem Bettler, Maria mit dem Kind, der Stifter Johann Staler von Waldshut, der Evangelist Johannes, der Märtyrer Laurentius, Jakobus der Ältere und schliesslich, übergross, Christophorus mit dem Kind dargestellt. Leider sind nur noch die oberen, von der Dachtraufe geschützten Partien erhalten.

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Wappen des Grafen von Werdenberg-Sargans (fast verdeckt) und des Komturs Hermann Schultheiss von Gebwiller; daneben Taufe Jesu mit Johannes dem Täufer links und einem assistierend tuchhaltenden Engel rechts (byzantinische Bildtypologie).

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St. Martin teilt mit dem Schwert den Mantel. Links greift der Bettler, ein Krüppel an Krücken, bereits gierig danach. Rechts wendet das Pferd den Kopf.

Martin ist wohl ins Bildprogramm aufgenommen worden, weil er der beliebte Wege- und Pilger-Heilige war. Dafür sprechen der Hafen-Ort und die ebenfalls dargestellten Jakobus und Christophorus.

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Maria mit dem Kind und dem Lilienszepter steht im Zentrum des Zyklus', rechts von ihr klein der Stifter Johann Staler unter einem "ora pro me mater"-Spruchband. Das Kind scheint sich dem Komtur zuzuwenden.

Rechts davon der Evangelist Johannes mit dem Adler auf der Schulter, der Namenspatron des Stifters und des Ordens.

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Zwischen feinen Blütenranken erscheinen nach dem Evangelisten der Märtyrer (Palme) Laurentius mit dem Rost als seinem Marterinstrument und der Pilgerheilige Jakobus der Ältere, mit Hut, Stab, Pilgertasche und Muschel. Beide Figuren blicken nach links zur Mitte.

Laurentius ist wegen seiner Legende ("Die Armen und Kranken sind der wahre Schatz der Kirche!") ein weiterer Patron der Johanniter.

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In eigener Rahmung und wohl bis zum Boden reichend schliesst das Christophorus-Fresko den Zyklus ab (es folgen zwei weitere Johanniter-Wappen).

Die Malweise scheint simpler und gröber, das Bild ist also wohl später entstanden als die kleineren Bilder. Christophorus beschützt die Reisenden, sein Anblick bewahrt vor unvorbereitetem Sterben. Daher findet er sich an Verkehrsplätzen und an Aussenwänden von Kirchen, besonders von Wegekirchen, und an Pilgerwegen.

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Zum Schluss noch einmal die Gottesmutter mit dem Kind in Grossaufnahme, die besonders die liebevolle und geschickte Fassung des Jesusknaben zeigt.