Dazu der Kommentar der Zürcher Kirche:

"Moderate Liberalisierung
Gegen den Widerstand der Gewerkschaften haben die Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit 56 Prozent Ja-Stimmen das neue Ruhetags- und Ladenöffnungsgesetz angenommen.
Das neue Gesetz ist eine vertretbare Kompromisslösung. Zum einen können die Geschäfte werktags nun bis abends um 23.00 Uhr offen haben. Zum andern wird die Sonntagsruhe beibehalten.
Und: An den hohen Feiertagen dürfen in Zukunft Konzerte, Theater, Ausstellungen oder Sportanlässe durchgeführt werden, sofern sie in geschlossenen Räumen stattfinden.
Ob die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten tatsächlich ein Gebot der Stunde ist, wird sich weisen. Bedauerlich daran ist, dass das Verkaufspersonal dadurch einem zusätzlichen Druck ausgesetzt sein wird. Schade, dass im Gesetz keine Schutzklausel eingebaut wurde.
Wichtiger aber ist, dass mit dem neuen Gesetz im Bereich der Sonntage und der Feiertage eine zeitgemässe und zugleich soziale Lösung gefunden wurde.
Der Kirchenrat hat sich in den letzten Jahren immer wieder für die Sonntagsruhe eingesetzt:
Der Sonntag solle ein Tag der Ruhe, der Begegnung und der Festlichkeit bleiben und nicht dem allmächtigen Kommerz geopfert werden.
Das neue Gesetz trägt diesem Anliegen Rechnung.

Und was ist mit den hohen Feiertagen? Mit Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Bettag und Weihnachten also?
Hier wird zu Recht ein puristisches Relikt aus alter Zeit abgeschafft. Das strikte «Tanzverbot» wird geschleift. Damit lässt sich leben.
Nur: Der Unterhaltungsindustrie ist dies offenbar zu wenig. Diese möchte auch an den Feiertagen dem Sauglattismus frönen, und dies natürlich möglichst open air.
Ob sie damit zufrieden ist, ist fraglich. Ein bekannter Partyveranstalter hat vorsorglich schon eine nächste Volksinitiative angekündigt.
Das Thema wird also Politik und Kirche weiterhin beschäftigen.

Philippe Dätwyler" (in "notabene" 2000-2; S.3)

... und so ist es auch: s. unter "Strittiges".